Autor/-in Janine Schemmer
Herausgeber/-in Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (FZH)

Hafenarbeit erzählen.
Erfahrungs- und Handlungsräume im Hamburger Hafen seit 1950

Forum Zeitgeschichte, Bd. 28
344 Seiten
24 Abbildungen
Hardcover
Format 16 x 24 cm
ISBN 10: 3-86218-108-1
ISBN 13: 978-3-86218-108-7
30.00 €
November 2018
Artikel vergriffen


Globale Entwicklungen wie Technisierung, Containerisierung und Rationalisierung nehmen seit den 1960er Jahren starken Einfluss auf Arbeitsstrukturen und Handlungsräume aller Akteure im Hamburger Hafen. Mit neuen Berufsbildern änderten sich die Qualifikationsanforderungen, mit diesen die ökonomischen Möglichkeiten und damit auch das Selbstbild der dort tätigen Menschen. Parallel zur technischen Transformation setzte eine »Musealisierung von Hafenarbeit « ein. Die empirische Studie untersucht, wie ehemalige Hafenarbeiter soziale, technische und atmosphärische Veränderungen im Rückblick schildern.

Wie stellt sich der Wandel sozialer Beziehungen in der Erzählung dar? Welche Auswirkungen hatten technische Neuerungen für den Einzelnen, aber auch für die ganze Berufsgruppe? Wie veränderte sich die Atmosphäre am Arbeitsplatz? Und – last but not least – welche Rolle spielt das Hafenmuseum Hamburg in diesem Prozess? Die Studie bildet anhand mündlicher, medialer und musealer Darstellungen des Hafens und seiner Akteure die enge Verflechtung von Raum und Arbeitskultur und ihren Einfluss auf die individuelle und kollektive Identifikationsbildung ab.

Die Autorin Janine Schemmer ist Empirische Kulturwissenschaftlerin. Sie war in der Werkstatt der Erinnerung an der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg tätig. Derzeit arbeitet sie am Institut für Kulturanalyse an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt. Forschungsschwerpunkte: Erzählforschung, kulturwissenschaftliche Technikforschung, räumliche Transformationsprozesse.

»1968 erfasst den Hamburger Hafen eine technische Revolution. Das erste Vollcontainerschiff machte hier fest. Waren wurden nicht mehr lose, in Säcken und Fässern geliefert, nein sie kamen in 6 oder 12 Meter langen Metall-Boxen, die man bequem stapeln konnte.«
Der Hamburger, Buch-Tipp

»… jetzt kommen die ehemaligen Hafenarbeiter zu Wort: Es sind in den meisten Fällen die ehrenamtlichen Senioren des Hafenmuseums im Schuppen 50A, die noch die Entwicklung vom herkömmlichen Stückgutumschlag zum Containerumschlag erlebt haben. Die Autorin gibt die Interviewauszüge wortwörtlich mit allen ›ähm’s‹, ›nee’s‹ und ›nich’s‹ wieder, unvollständige Sätze werden nicht ergänzt. … Aus den Interviews geht hervor, dass in Hamburg die Verdrängung der Handarbeit hin zur automatisierten Containerarbeit zu keinem Aufstand der betroffenen Arbeiter geführt hat, im Gegensatz etwa zu den Protesten in englischen Häfen. Das erstaunt, denn letztendlich sind von den ehemals 36.000 Hafenarbeitern nur noch 6000 übrig geblieben. Das fehlende Widerstandspotenzial hat hauptsächlich mit dem langsamen Wandel zu tun, der sich über 20 Jahre hinzog. … Auch wenn der Buchtitel ›Hafenarbeit erzählen‹ den Eindruck suggeriert, dass hier die Arbeitstechniken ab den 1950er-Jahren dargestellt werden, so findet sich darüber kaum etwas. Da trifft der Untertitel die Intention der Autorin schon eher: Die Darstellung der ›Erfahrungs- und Handlungsräume‹ mit der Betonung auf den
›Räumen‹.

J. Rath, ZHG
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