Autor/-in Ina Lorenz
Autor/-in Jörg Berkemann

Wie lange dauert Ewigkeit.
Streitfall Jüdischer Friedhof Ottensen (1663–1993)

Studien zur jüdischen Geschichte, Bd. 1 und 2
823 Seiten, 2 Bände im Schuber
100 Abbildungen
Broschur
ISBN 10: 3-926174-67-6
28.80 €
1995
Artikel vergriffen


»Sturb aber jemands der obbemelten Juden oder ihres gesindes, soll ihnen ein ort gewiesen werden, da die mugen begraben werden.« Aus dem Geleitbrief des Grafen Adolf XII. von Holstein-Schauenburg, 1584

Als die »Jewish Trust Corporation for Germany« (J.T.C.) 1950 als Treuhandgesellschaft für jüdische Vermögenswerte in der damaligen britischen Besatzungszone ihre Arbeit aufnahm, ergab eine gründliche Bestandsaufnahme, daß die Eigentumsverhältnisse von 798 jüdischen Friedhöfen zu klären sei. Zu ihnen zählte auch der alte jüdische Friedhof in Ottensen.


Die jüdische Gemeinde in Hamburg, die nach dem Zweiten Weltkrieg alsbald wieder entstanden war und die J.T.C. kamen noch im selben Jahr überein, das Friedhofsgelände an den Warenhauskonzern Hertie zu veräußern. Die genauen Motive dieser unter jüdisch religiösen Aspekten durchaus zweifelhaften Entscheidung entziehen sich bis heute der näheren Aufklärung. Auf dem Gelände waren während des Krieges Bunkerbauten errichtet worden. Gleichwohl war man sich bewußt, daß im planierten Gelände von etwa 10.000 qm Größe noch zahlreiche Gebeine vorhanden sind. Die Stadt Hamburg sicherte 1953 vertraglich zu, innerhalb der nächsten dreißig Jahre Exhumierungen vorzunehmen. Diese Verpflichtung geriet indes in Vergessenheit. 1988 wurde das Grundstück erneut veräußert, für anderweitige Nutzungen wurden staatliche Genehmigungen beantragt. Dadurch rückte der ehemalige Charakter des Geländes wieder in das öffentliche Bewußtsein.Seit 330 Jahren Anlaß für innen- und außenpolitische, innerstädtische und innerjüdische Konflikte geriet der jüdische Friedhof in Ottensen seit Mitte 1989 in die Schlagzeilen der Weltpresse. Worum hier nun eigentlich so heftig und leidenschaftlich gestritten wird, klärt eine historische Untersuchung, die die vollständigste Quellenedition zu diesem Thema vorlegt. Die Dokumentation rabbinischer Gutachten ermöglicht einen Einblick auch in die religiösen Aspekte des Streitfalls.

Für jeden Historiker, Religionswissenschaftler, Stadtplaner und Politiker, der sich mit den unterschiedlichen Formen jüdischer Orthodoxie und Religion beschäftigt, ist dieses Werk eine unentbehrliche Arbeitsgrundlage.

»... Hatten die Autoren zuerst nur eine schmale Dokumentation geplant, wuchs sich die Arbeit zu einer umfassenden Chronik aus, die höchst lesenswerte und gewissenhafte Interpretationen der komplizierten Zusammenhänge liefert.«
Frankfurter Allgemeine Zeitung
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