Herausgeber/-in Peter Martin
Herausgeber/-in Christine Alonzo

Zwischen Charleston und Stechschritt
Schwarze im Nationalsozialismus
790 Seiten
480 s/w- und Farbabb.
Hardcover
Format: 16 x 23 cm

UVP
ISBN 10: 3-935549-84-9
ISBN 13: 978-3-935549-84-4
14.95 €
2004
Artikel vergriffen


»Da sind wir nun in Netzen gefangen, / Der Barbarei ausgeliefert der Zivilisierten.« Léopold Sédar Senghor

Das Leben der schwarzen Minderheit im nationalsozialistischen Deutschland und ihr Verhältnis zu den Deutschen ist Gegenstand der Beiträge von rund dreißig Fachleuten aus Hochschulen und renommierten Museen in Europa, Afrika und Amerika. Die Autoren rekonstruieren die historischen und ideologischen Wurzeln des speziellen Verhältnisses der Nationalsozialisten zu den Schwarzen und lassen auch Kontinuitätslinien der jüngeren deutschen Geschichte zu Tage treten. Eine Fülle von Bild- und Textdokumenten, von denen viele hier erstmals vorgestellt werden, ergänzt die Aufsätze.


Die Schwarzen, die nach dem Ersten Weltkrieg als Künstler, Geschäftsleute, Diplomaten, Soldaten oder als deren Kinder in Deutschland lebten, trafen auf widersprüchliche Reaktionen aus Modernisierungshoffnungen, exotischen Phantasien, Angst und Hass bis hin zur Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten. Der Band ergründet die vielfältigen historischen und ideologischen Wurzeln des Verhältnisses der Nationalsozialisten zu den Schwarzen: die Teilnahme farbiger Kolonialtruppen und US-Soldaten am Ersten Weltkrieg und später die Beteiligung farbiger Kontingente der Alliierten an der Besetzung des Rheinlands, die von der Propaganda als »Schwarze Schmach« ausgeschlachtet wurde, die Bewegung der so genannten »Rassenhygiene«, das anhaltende Streben nach einer Wiedergewinnung von Kolonialbesitz und die Angst vor dem Aufstand der Kolonisierten bis zur »Deutschen Afrika-Schau«, einer schwarzen Wanderbühne in der NS-Zeit. Dagegen stehen der Jubel der Boheme über den Jazz, »afrikanische« Modetänze wie den Charleston, Josephine Baker und der Einfluss der afrikanischen Kunst auf die Kunst der Avantgarde, die bereits in den zwanziger Jahren zu Angriffspunkten nationalvölkischer Agitation gegen die vermeintliche Überfremdung der deutschen Gesellschaft wurden.

»Das ... üppig illustrierte und sehr informative Buch ... darf den Rang eines Standardwerkes beanspruchen.«
Die Zeit
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