Autor/-in Ursula Randt

Die Talmud Tora Schule in Hamburg 1805-1942
284 Seiten
60 s/w-Abb.
Broschur
Format: 15,5 x 22 cm

ISBN 10: 3-937904-07-7
ISBN 13: 978-3-937904-07-8
14.80 €
2005
Artikel vergriffen


1805 aus der religiösen Pflicht der Wohltätigkeit als Pflanz- und Pflegestätte des gesetzestreuen Judentums für die Ärmsten in Hamburg gegründet, entwickelte sich die Talmud Tora Schule zu einer jeder anderen Oberrealschule ebenbürtigen Ausbildungsstätte, die die Schüler zu verantwortungsvollen Mitgliedern der Gesellschaft erzog. Mit der Schließung der Schule 1942 zerstörten die Nationalsozialisten diesen Ort jüdischen Lebens.

»Die Talmud Tora Schule ist als Armenschule gegründet worden; sie wurde zur ersten Einheitsschule der Welt. Sie öffnete ihre Pforten allen, ohne Rücksicht auf Vermögen und Rang, sie war die erste, die nicht nach Stand und Herkunft für das Recht der höheren Bildung fragte«, charakterisierte Joseph Carlebach 1925 die Schule für jüdische Jungen in Hamburg.

Die Geschichte der 1805 gegründeten Talmud Tora Schule läßt sich beschreiben als eine Geschichte jüdischer Emanzipation, in der die Direktoren Isaak Bernays (1822 bis 1849) und Joseph Carlebach (1921 bis 1925) eine zentrale Rolle spielten. Die Schule entwickelte sich mit z.T. mühsam durchgesetzten Reformen von einer Armenschule zu einer Schule für alle jüdischen Kinder; von einer Religionsschule, in der nur in hebräischen Buchstaben geschrieben wurde, zu einer Oberrealschule mit Abitur, von einem Unterricht, den selbst nur mäßig die deutsche Sprache beherrschende Rabbiner erteilten, zu einer Unterweisung durch jüdische und christliche weltliche deutsche Lehrer – bis 1942 nach jahrelangen schweren Repressalien die Nationalsozialisten die Schule schlossen.

Eindrucksvoll zeichnet das Buch die Geschichte der Schule auf und geht dem Schicksal von Lehrern und Schülern nach. Ein Anhang versammelt Aussagen von Zeitzeugen, Schülergedichte und Kurzbiographien.

»Neuerdings liegt nun auch mit der Arbeit von Ursula Randt eine interessante, orthodoxe Tradition thematisierende Untersuchung vor. Am Beispiel der Hamburger Talmud Tora Schule geht die Autorin einem bemerkenswerter Weise auch hier erkennbaren Akkulturationsprozess nach, der sich pädagogischerseits an der Verbindung von orthodoxem Glauben und moderner Bildung, Torafrömmigkeit und Reformpädagogik aufzeigen lässt.«
Prof. Dr. Kuhlemann, Bildungsgeschichte, Geschichte in Wissenschaft & Unterricht
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