Herausgeber/-in Kirsten Jörgensen
Herausgeber/-in Sybille Krafft

»Wir lebten in einer Oase des Friedens...«
Die Geschichte einer jüdischen Mädchenschule 1926-1938
144 Seiten
ca. 200 Farbabb.
Hardcover

ISBN 10: 3-937904-52-2
ISBN 13: 978-3-937904-52-8
22.00 €
Juli 2009
Artikel vergriffen


»Hätten wir gewusst, was aus uns allen wird, wäre schon Platz gewesen für Tränen. Aber Gott sei Dank wussten wir das damals nicht.« Ruth Schaal-Neumark, ehem. Schülerin

1926 wurde südlich von München eine jüdische Schule eröffnet, die bis zu ihrer gewaltsamen Auflösung in der Reichspogromnacht überregionale Bedeutung erlangte. Als erste jüdische Einrichtung ihrer Art in Deutschland ermöglichte sie zahlreichen Mädchen und jungen Frauen die Emigration ins rettende Ausland.


Dieses Buch erzählt die Geschichte der „Wirtschaftlichen Frauenschule auf dem Lande“, die vom Jüdischen Frauenbund im oberbayerischen Wolfratshausen gegründet wurde. Es war eine besondere Schule in einer besonderen Zeit. Ursprünglich sollten hier junge Frauen lernen, einen jüdischen Haushalt nach rituellen Regeln zu führen, und sich auf weiterführende wirtschaftliche, soziale und pädagogische Berufe vorbereiten. Während der NS-Zeit entwickelte sich die Schule dann zu einem Zufluchtsort. Mädchen aus dem gesamten Deutschen Reich kamen hierher, um sich vor Anfeindung und Ausgrenzung zu schützen. Die landwirtschaftliche Ausbildung, die in Wolfratshausen einen besonderen Stellenwert einnahm, wurde später für viele Schülerinnen geradezu überlebensnotwendig, bildete sie doch eine der Voraussetzungen für ein Visum ins rettende Ausland. In der Reichspogromnacht am 9./10. November 1938 wurden alle Schülerinnen und Lehrerinnen vertrieben. Die Schule wurde geschlossen. Ein wegweisendes Beispiel weiblicher jüdischer Selbsthilfe kam damit zu einem gewaltsamen Ende.

Auf der Grundlage archivalischer Quellen und zeitgenössischer Berichte erschließt sich mit dieser Dokumentation beispielhaft die Arbeit des Jüdischen Frauenbundes im Kontext der deutschen Frauenbewegung während der NS-Zeit – ein forschungsgeschichtlich bislang kaum beachtetes Thema.

Darüber hinaus vermitteln Erinnerungen ehemaliger Schülerinnen, die heute in Israel, USA, England und Kanada leben, einen sehr persönlichen Eindruck von der Schule und vom Schicksal jüdischer Familien in der NS-Diktatur. Die Biografien gewähren einen Einblick in schwierige Lebensumstände und vielschichtige Lebenshaltungen – aus der besonderen Sicht der Frauen und Kinder. Im Anhang befindet sich eine Namensliste mitsamt näheren Informationen über das weitere Schicksal der Mädchen.

Das Buch kann auch als Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung dienen, die mittlerweile mit großem Erfolg durch ganz Deutschland wandert und mit dem Tassilo-Kulturpreis der Süddeutschen Zeitung ausgezeichnet wurde.

»Ein Buch mit vielen Dokumenten und bisher noch unveröffentlichten Privatfotos. Die eindrucksvollsten Recherche-Ergebnisse sind den Kontakten zu ehemaligen Schülerinnen zu verdanken, die - der Hölle entronnen - heute in Israel, Großbritannien, den USA und Kanada leben.«
Süddeutsche Zeitung

»Ich bin 17 Jahre alt und habe mit meiner Mutter diese Ausstellung angesehen. In der Schule reden wir viel über das Thema Nationalsozialismus und Judenvertreibung, aber so ist das alles wirklich lebendig geworden. Es hat mich beeindruckt und ich bin sehr dankbar für diese Erfahrung.«
Gästebucheintrag einer Schülerin aus Dachau.

Informationen zur Ausstellung finden Sie unter:
www.histvereinwor.de
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