Autor/-in Malte Thießen
Herausgeber/-in Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (FZH)

Eingebrannt ins Gedächtnis
Hamburgs Gedenken an Luftkrieg und Kriegsende 1943 bis 2005

Forum Zeitgeschichte, Bd. 19
504 Seiten
44 Abbildungen
Hardcover
Format: 16 x 24 cm
ISBN 10: 3-937904-55-7
ISBN 13: 978-3-937904-55-9
30.00 €

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Wurden die deutschen Luftkriegsopfer des Zweiten Weltkriegs nach 1945 vergessen, ja verdrängt? Lag ein Tabu über den grausamen Erfahrungen der Bombennächte, die fast 500.000 Deutsche das Leben kosteten? In seinem Buch widerlegt Malte Thießen solche Verdrängungs-Legenden und zeigt das Gegenteil.

Der Luftkrieg war in der Nachkriegszeit stets ein zentrales Thema der bundesdeutschen Öffentlichkeit. Am Beispiel des Hamburger Gedenkens an die "Opperation Gomorrha", des schwersten Luftangriffs der deutschen Geschichte, werden kollektive Erzählungen des Luftkrieges dargestellt, mit denen sich die düstere Vergangenheit in die Gegenwart einpassen ließ: Ob als Gründungsmythos des Wirtschaftswunders, als pazifistische Mahnung oder als Befreiung - die Erinnerung erfüllte stets ihren Zweck und stärkte das positive Selbstbild einer Opfer- und Wiederaufbauemeinschaft.

Dass die Erinnerung an die Verfolgten und an NS-Verbrechen vor den eigenen Haustür demgegenüber lange Zeit wenig Interesse hervorriefen, ist ein weiteres Ergebnis dieser Studie: Das umkämpfte Gedenken an das Kriegsende und der beschwerliche Weg zur Einrichtung der KZ-Gedenkstätten zeigen, dass eine Auseinandersetzung mit der NS-Zeit lange Zeit nicht gefragt war. An Hamburgs Gedenken wird also nicht nur erstmals die Erinnerungskultur einer ganzen Stadt in den Blick genommen Diese Gedenkgeschichte hinterfragt Vorstellungen von einer Tabuisierung des Luftkrieges und einem bundesrepublikanischen Schuldkomplex, demzufolge stets die KZ-Opfer und Widerstandskämpfer im Mittelpunkt der westdeutschen Erinnerung gestanden hätten.

Malte Thießen, geb. 1974, Dr. phil., war wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg sowie Lehrbeauftragter an der Universität Lüneburg. Seine Studie zum Hamburger Gedenken wurde mit dem Karl H. Ditze-Preis für herausragende Disserationen ausgezeichnet.

»Dass die Rede vom ›Tabu‹ Bombenkrieg nichts weiter als eine dreiste Geschichtslüge ist, belegt nun der Aufsatz des jungen Historikers Malte Thießen. Er weist nach, dass in Hamburg an kein anderes Ereignis seit 1945 so dauerhaft erinnert wurde wie an die Luftangriffe vom Juli 1943. Dieses Gedenken bildete ›die zentrale Bezugsgröße der Hamburger Vergangenheit‹ – nicht die ›Machtergreifung‹ Hitlers 1933, nicht das Kriegsende 1945, schon gar nicht der 20. Juli oder 9. November.«
Die ZEIT

»Die Forschungsstelle für Zeitgeschichte legt eine profunde Analyse der Gedenkkultur zum ›Hamburger Feuersturm‹ vor. [...] Thießens umfangreiche Analyse ist ein Plädoyer für ein Geschichtsbewusstsein der eigenen Stadt.«
Die WELT

»Die Studie von Malte Thießen überzeugt sprachlich durch variantenreiches Ausdrucksvermögen und lässt sich gut lesen. [...] Thießen gelingt es mit seiner Untersuchung, die Leser dafür zu sensibilisieren, wie oft das Gedenken gegenwärtige Argumentations- und Legitimationsbedürfnisse bedient. Die Studie erschließt ein reichhaltiges und wichtiges Quellenmaterial und bietet über eine kritische Analyse eine gute Reflexions- und Diskussionsgrundlage.«
Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte

»In jedem Fall ist die Erinnerung an die Luftangriffe und ihre Opfer über sechs Jahrzehnte hinweg am Leben gehalten worden. Deutsche als Opfer waren also nie ein Tabu. Dies deutlich zu machen, ist auch ein Verdienst dieses Buches.«
NDR Fernsehen, Bücherjournal

»Thiessens study provides a detailed look at the construction and patterns of memory in Hamburg from 1943 to 2005. The study rests on written sources drawn from over a dozen archives, encompassing memorial speeches, newspaper articels [...] One of the major benefits of Thiessens city-specific study of memory is its increased granularity [...] This illustrates how memory was ›constructed‹ with Thiessen laying bare the mechanics of narrative constrution.«
Contemporary European History, Cambridge University Press
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